Einwohner Proras wehren sich!

Einwohnerantrag gegen Straßenlärm

Vor mehr als einem Jahr wurde in Prora eine Waldfläche gerodet, welche die Wohnblöcke vor den Immissionen der Landesstraße schützte. Seither engagieren sich Anwohner für eine Verbesserung dieses Zustands.

„Das wird sowieso nichts mit der Aufforstung“, glaubt Karl-Heinz Olschewski. Der wohnt in der Proraer Allee, saß mal in der Binzer Gemeindevertretung und engagiert sich nun für die Begrünung einer Fläche entlang der Landesstraße 29 Notwendig war das aus seiner Sicht geworden, nachdem ein zwischen der Landesstraße und der Proraer Allee gelegenes Waldstück im vergangenen Jahr gerodet worden war. „Wegen des Kahlschlags ist die Wohnqualität der Anwohner durch Lärm, Abgase und Staub wesentlich beeinträchtigt“, so Olschewski. Um die Verkehrssicherungspflicht zu erfüllen, wäre es nicht notwendig gewesen, „den kompletten Wald zu beseitigen“, findet er.

“Das Projekt nahm seinen Lauf und wurde schließlich von der Gemeindevertretung mehrheitlich abgelehnt.”

Wenn im Ostseebad Binz in Aussicht steht, dass Bauland entstehen könnte, wecke das umgehend Begehrlichkeiten. Weil sie sich daher nicht vorstellen konnten, dass der Eigentümer die Flächen zügig wieder aufforstet, entwickelten Anwohner und Gemeinde im Rahmen einer gemeinsamen Bürgerwerkstatt die Idee, hilfsweise einen zwischen Landesstraße und Bahngleisen verlaufenden Grünstreifen zu bepflanzen. „So wollen wir den Schaden minimieren, den der Waldeigentümer angerichtet hat“, sagt Olschewski. Der Streifen gehört dem Straßenbauamt und das erklärte sich bereit, ihn der Gemeinde entgeltlos zu überlassen. Lediglich an den Vermessungskosten sollte sich die Gemeinde mit etwa 30 000 Euro beteiligen. Das Projekt nahm seinen Lauf durch verschiedene Fachausschüsse der Gemeinde und wurde schließlich von der Gemeindevertretung mehrheitlich abgelehnt.

„Da die Fraktionen von CDU, SPD und der Linken unsere Idee aber gut fanden, habe ich mich entschlossen, einen Einwohnerantrag zu initiieren“, sagt Olschewski. Mit diesem Mittel eröffnet die Kommunalverfassung Bürgern, die Möglichkeit, ein Anliegen auf die Tagesordnung ihrer Vertretung setzen zu lassen, wenn fünf Prozent der Einwohner das Anliegen unterstützen. In Claudia Hilgendorf, Geschäftsführerin der Wohnungsbaugenossenschaft „An der Prorer Wiek“, fand Olschewski eine Mitstreiterin, die per Aushang für die Unterzeichnung des Antrags warb. „Nicht nur, dass sich das Ortsbild drastisch verändert hat, auch die Anwohner haben ein Stück an Lebensqualität durch Lärm und Abgase des Verkehrs auf der L 29 verloren“, hieß es darin. „Wir wünschen, dass die Übernahme der Grünfläche nochmals von den Gemeindevertretern überdacht wird.“

Weil der Antrag aus formalen Gründen unzulässig war und die Gemeindevertretung die Befassung mehrheitlich ablehnte, beantragten die drei Minderheitsfraktionen auf der vergangenen Sitzung, das Anliegen dennoch auf einer weiteren Sitzung zu diskutieren. „Wir gehen soviel auf die Bedürfnisse einzelner Bürger ein, warum sollten wir die Interessen von 300 zumeist Senioren ignorieren?“, fragte CDU-Fraktionschef Ulf Dohrmann. Dem Antrag, das Anliegen des Einwohnerantrags doch noch zu beraten, folgten schließlich die Gemeindevertreter mit Ausnahme der AfD. Bedenken waren gleichwohl nicht zerstreut. So befürchtete Dietrich Tomschin (WG „Aus der Mitte“), hohe Kosten für die Pflege und Verkehrssicherung der Fläche. Das sieht auch Marco Steinbrecher so. Der ist Eigentümer der gerodeten Fläche und betreibt einen Betrieb für Baumpflege und Forstarbeiten. Die Kosten für die Pflege des schmalen Streifen entlang der Landesstraße schätze er auf mehrere tausend Euro jährlich.

Kosten für Anpflanzungen und Pflege sollten durch Spenden getragen werden, heißt es dazu aus der Gemeinde. Bei regelmäßiger Kontrolle durch Gemeindearbeiter wäre eine Tiefenpflege erst nach mehreren Jahren fällig, habe auch das Straßenbauamt versichert, so Bauamtsleitern Romy Guruz. Nach dem Willen von Anwohnern und Verwaltung sollen die neuen Gehölze hübsch blühen und sowohl Insekten gefallen, als auch Besuchern des Ostseebades einen guten ersten Eindruck verschaffen.

“Die Möglichkeit der Bebauung sieht Ricarda Pries indes nicht.”

Den auf seiner Fläche vorgenommenen Kahlschlag erklärt Marco Steinbrecher mit Vorgaben der Bahn AG zur Verkehrssicherung. Bisher seien ihm nur Kosten entstanden, weil das Holz nicht verwertbar sei. An eine Bebauung denke er zumindest vordergründig nicht. „Allenfalls könnte ich mir vorstellen, die Infrastruktur für die Anwohner vor Ort etwa durch den Bau von Garagen oder Strandparkplätzen zu verbessern“, so Steinbrecher. „Im Fall, dass die Flächen überplant werden sollten, ließe sich darüber nachdenken, im Bereich des Bahnhofs Prora-Ost eine Riegelbebauung zu schaffen, um Lärm abzuhalten und eine Allee pflanzen, die das Ortsbild aufwertet.“

Die Möglichkeit der Bebauung sieht Ricarda Pries indes nicht. „Die Flächen sind zum größten Teil Wald und müssen wieder aufgeforstet werden“, sagt die Leiterin des Forstamtes Rügen. Eine Waldumwandlung sehe das Gesetz nur in Fällen vor, in denen ein überwiegendes öffentliches Interesse besteht.

Quelle: Ostsee-Zeitung

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