Die Gemeindevertretung des Ostseebades will kein Geld mehr an die Tourismuszentrale Rügen überweisen. Sassnitz und Putbus stellen ihre Beteiligungen auf den Prüfstand. Die Branche fordert Maßnahmen der Landesregierung.
Es kam nicht ganz überraschend
Die Entscheidung der Gemeindevertretung Binz, den sogenannten „Betrauungsakt“ mit der Tourismuszentrale Rügen (TZR) nicht zu verlängern, führt dennoch zur Verunsicherung in der Branche und den betroffenen Kommunen. In Putbus wurde eine für Montag angesetzte Sondersitzung der Stadtvertretung abgesagt und in Sassnitz ließ der Bürgermeister den entsprechenden Punkt von der Tagesordnung für die Sitzung vom Dienstag nehmen.
Einstimmig bei zwei Enthaltungen hatten die Binzer den Antrag der Verwaltung abgelehnt, die TZR weiterhin mit touristischen Dienstleistungen zu betrauen. Ohnehin hätte der Beschluss unter dem Vorbehalt gestanden, „dass die Gemeinden Baabe, Sellin, Göhren, Putbus und Sassnitz gleichlautende Beschlüsse fassen“. Wie die Gemeinden der Bäderküste hatte auch der Tourismusausschuss in Putbus bereits einstimmig für die Verlängerung votiert. In Putbus läuft der Vertrag zwar noch ein Jahr lang, aber die Zukunft ist nun ungewiss, weiß Axel Sandhop. „Wenn der größte Geldgeber abspringt, ist das Projekt wohl so gut wie gestorben“, so der Vorsitzende des Tourismusausschusses der Stadt.
Kein Plan für die Vermarktung der Insel
Die Binzer Gemeindevertreter seien enttäuscht von den Resultaten der Arbeit der TZR, so Manuela Tomschin. Die Vorsitzende des Betriebsausschusses von Rügens größtem Ostseebad macht zwei Hauptkritikpunkte aus: „Weder traten seit Gründung der TZR weitere Orte der Insel ein, noch wurden zusätzliche Quellmärkte wie beispielsweise Polen oder Dänemark erschlossen“, so Tomschin. „Das Ziel, die Insel gemeinsam zu vermarkten, teilen wir weiterhin, müssen aber auch eigenes Marketing betreiben.“

„Spürbar ist für uns kein Nutzen herausgekommen“, sagt auch Ulf Dohrmann (CDU). Das große Ganze will er aber nicht aus den Augen verlieren und der TZR die Chance eröffnen, „noch einmal durchzustarten“. Dafür hätte sich Marvin Müller (SPD) allerdings einen sanfteren Neubeginn statt der „Ad-hoc-Aktion“ gewünscht. Heike Reetz (CDU) fragt nach Alternativen. „Haben wir einen Plan, wie wir ganz Rügen vermarkten wollen?“
Mehrzahl der Kommunen sind Schwarzfahrer
„Der Grundgedanke der gemeinsamen Vermarktung ist unstrittig, und wir sind uns auch im Klaren darüber, dass wir den größten Beitrag leisten müssen“, so Mario Kurowski. Aber niemand habe noch einmal zwei Jahre auf neue Ergebnisse warten wollen, meint der Vorsitzende der Binzer Gemeindevertretung.
Die rechtlichen Voraussetzungen dafür müsse der Wirtschaftsminister schaffen, weiß der Vorsitzende des Tourismusverbands Rügen (TVR). Knut Schäfer: „Der Ball liegt im Spielfeld des Wirtschaftsministers.“ Im neuen Jahr sollen Kriterien für die Bewerbung zur Modellregion veröffentlicht werden. „Wichtig sind dabei die Befreiung von der Kurabgabe für Insulaner und eine einheitliche Tourismusregion Rügen“, betont er.
Über die Struktur von Tourismusmarketing und -management müsse gegebenenfalls neu nachgedacht werden. Fest stehe aber, dass bisher die sechs Gesellschafter der TZR das Marketing für die gesamte Insel finanziert hätten. „Alle anderen Orte sind Schwarzfahrer“, so Schäfer. „Die Bürgermeister aller Rügener Gemeinden sind jetzt aufgefordert, ihre Köpfe zusammenzustecken und eine Lösung für die ganze Insel zu finden.“
Ihre CDU-Binz
Quelle: Ostsee-Zeitung 20/12/2019